"Kreativität verlangt nicht nur Jahre bewusster Vorbereitung und Ausbildung, sondern auch frühzeitige Beteiligung des Unbewussten. Diese Inkubationszeit ist notwendig, um die unterbewusste Assimilierung und Einbeziehung aller Einflüsse und Quellen zu ermöglichen, um sie neu zu organisieren und zu etwas Eigenem zusammenzufassen. In Wagners Ouvertüre zu Rienzi kann man diese Emergenz fast greifen. Da gibt es Echos, Imitationen, Paraphrasen, Pastiches von Rossini, Meyerbeer, Schumann und anderen - von all den musikalischen Einflüssen seiner Lehrzeit. Und dann plötzlich, verblüffend, hört man Wagners eigene Stimme: kraftvoll, außergewöhnlich (wenn auch, für mein Empfinden, schrecklich), die Stimme eines Genies ohne Beispiel und Vorbild."